Teufelskreis der Kommunikation
Am Montag sind bei mir nach dem Telefonat mit der Dame vom Jobcenter Tränen geflossen.
Ich war so aufgewühlt, empört und fühlte mich unsagbar hilflos.🤬
Dabei wollte sie mir was Gutes tun und hat mich angerufen, um schon vorab eine Info zu geben. Statt nur das übliche Schreiben per Post an Khaled (meinen Mentee) zu schicken.
Das ist ja auch wirklich toll. Und ich war dankbar.
Trotzdem ist das Gespräch so ganz anders gelaufen als geplant. Wie schon bei unserem ersten Telefonat letzte Woche.
Was war passiert?
Ich sage: ein typischer Fall vom “Teufelskreis der Kommunikation”, wie ihn Friedemann Schulz von Thun beschreibt.
Teufelskreis der Kommunikation
Damit du das ganze Ausmaß meines Frusts nachvollziehen kannst, hole ich mal ein klein wenig aus.
In meinem Urlaub habe ich eine tolle Nachricht von unserer Freundin Geli gekriegt. Ihre kleine Eigentumswohnung wird frei. Und Khaled darf dort einziehen.
Wir suchen jetzt fast 2 Jahre. Du kannst dir vorstellen: unsere Freude war riesig 🕺🏻💃🏆
Für Khaled bedeutet es:
- nach 8 Jahren in WG’s mit teilweise unbekannten jungen Männern erstmals eine Platz für sich zu haben
- weg aus der Wohnung direkt über dem Arbeitsplatz. Wo er auch in der Freizeit den Lärm aus Küche und Restaurant bis in die Nacht hinein immer mitbekommt
- einen weiteren Schritt in sein neues Leben und die Integration im neuen Leben
Du weißt sicher, wie schwierig es ist, für einen jungen Mann im Alter von 23 Jahren eine Wohnung zu bekommen. Zudem, wenn er ausländischer Herkunft ist.
Viele Menschen haben sich entschieden, ukrainische Flüchtlinge aufzunehmen oder an sie zu vermieten.
Khaled, der allein 2015 aus Syrien gekommen ist, fällt immer wieder durch das Raster.
Ich habe unzählige Makler angeschrieben und nur selten überhaupt eine Antwort bekommen. Nach einer Besichtigung war die Wohnung schon weg, bis die Genehmigung vom Jobcenter nach ein paar Tagen da war. Frustrierend. Und sinnlose Arbeit für alle Seiten.
Beim letzten Besichtigungstermin hat Khaled 30 Minuten gewartet. Niemand kam. Am Folgetag habe ich erfahren, dass die Vermieter der Dame, die vor Khaled da war, gleich die Wohnung geben und danach gegangen sind. Ohne Bescheid zu sagen.
Nun war es also soweit.
Wie toll, dass es finanzielle Unterstützung vom Jobcenter gibt. Aktuell wird seine Miete größtenteils übernommen (aufgrund eines Formfehlers leider nicht komplett 🫤).
Ich also flux den Mietvertrag an meine Ansprechpartnerin vom Jobcenter geschickt und mich gefreut, dass die nette Dame mir ihre direkte Mailadresse gegeben hat.
Dann kam die Antwort ruckzuck: bin leider nicht mehr zuständig. Hab’s aber weitergeleitet. Sogar den Namen der neuen Ansprechpartnerin hab ich bekommen. Diese hatte mich auch netterweise angerufen. Allerdings mit der Info, dass wir noch jede Menge Formalitäten erledigen müssen. Puhhh. Nur mal zur Info, wir brauchten:
- eine Begründung für den Umzug
- den Mietvertrag (unbedingt NUR von den Vermietern unterschrieben)
- den Grundriss der Wohnung
- eine Mietbescheinigung in der genau angegeben wird, welche Kosten für Abfall, Wasser, Müll etc. entstehen
- Berechnung der Quadratmeter
Beim ersten Telefonat bin ich mit der neuen Sachbearbeiterin aneinandergeraten, weil ich nicht verstanden habe, was wir genau brauchen und warum.
Eigentlich könnte man das ja problemlos klären, aber wir zwei haben einiges “in den falschen Hals” gekriegt. Um das klar zu kriegen, brauchten wir ein paar Anläufe 😅.
Der Grund dafür sind die unterschiedlichen Perspektiven. Ich finde, Khaled sollte behandelt werden wie alle anderen auch. Die ganzen Unterlagen stelle ich in Frage. Die Sachbearbeiterin hat halt ihre Vorgaben. Und keinen Bock auf Diskussionen.
Nun kam also Anruf Nummer 2. Wieder von einer 0800er Nummer.
Gottseidank hab ich gleich ans Jobcenter gedacht und bin ran gegangen. Wir haben ganze 16 Minuten telefoniert. Der größte Teil war (wie bei Telefonat 1) unangenehmes hin und her.
Wieder sind wir im Teufelskreis der Kommunikation gelandet.
WIE etwas gesagt wird, hat Auswirkungen auf meine Gefühle.
WAS gesagt wird interpretiere ich unbewusst. Das sind meine Innerungen.
Die haben immer einen Einfluss darauf, was ich antworte.
Das beschreibt Friedemann Schulz von Thun in seinem “Teufelskreis der Kommunikation”.
Ich beschreibe mal, wie das bei mir ankam und was ich verstanden habe:
- die Dame sagte, dass sie mich anruft, weil ich ja geschrieben habe, dass die Vermieterin schnell eine Auskunft haben möchte
- und, dass die Begründung für den Umzug nicht ausreicht
- Khaled kann und darf aber umziehen
- und die Miete wird voll und ganz übernommen
- lediglich die Kaution und Unterstützung bei der Möblierung wird nicht bezahlt.
Eigentlich hätte jetzt alles gut sein können, denn die Nachricht war ja generell gut. Uns war ja hauptsächlich die Übernahme der Mietkosten wichtig.
Problematisch wurde es, als ich was verstehen wollte und fragte, welche Begründung ausreichend gewesen wäre. Ob zum Beispiel der Vermieter hätte kündigen müssen?
Ich nehme an, damit hab ich was ausgelöst. Sie hat sich wohl in die Ecke gedrängt gefühlt. Wollte nicht diskutieren und wurde genervt.
Tscha, und so ging das dann seinen Gang. 🤪
Meiner Meinung nach ist Folgendes passiert:
- die Dame vom Jobcenter meinte, sie tut mir einen großen Gefallen und viel mehr als sie muss
- sie sagte, Khaled Begründung für den Umzug reicht nicht aus
- dann habe ich Dinge kritisch hinterfragt und sie hatte wohl das Gefühl, sich rechtfertigen zu müssen.
- ich habe mich abgewiegelt gefühlt, wollte immer wieder ansetzen und wurde mehrmals unterbrochen. Das machte mich immer wütender.
- Aussagen wie:
- Wohnungen können gefunden werden
- Sie haben mich nicht richtig verstanden
- Sie haben nicht richtig zugehört
- die Begründung ist nicht ausreichend und
- es liegt keine Berechtigung für einen Umzug vor
- ich muss Sie nicht anrufen
- ich tue Ihnen eine Gefallen
- ich hätte es fast durchgehen lassen, aber meine Kollegin meinte “NEIN”
- haben mich so auf die Palme gebracht
Ich hatte den Eindruck, dass meine Meinung keine Rolle spielt. Ob ich etwas nicht verstehe oder die Situation klären wollte, interessierte sie nicht.
Ok, hab ich mir nach dem Telefonat gesagt: nicht aufregen. Die Miete wird ja bezahlt. 😎
Trotzdem kamen mir die Tränen. Ich war frustriert, wütend und fühlte mich sowas von machtlos.
Ich sag ja immer: aufschreiben hilft. Das tut es auch jetzt. Es gibt mir die Möglichkeit zu reflektieren. Im Nachhinein erkenne ich: das war ein typischer Fall vom Teufelskreis der Kommunikation.
Hätte die Dame nur den ersten Teil der Botschaft rübergebracht und gesagt, dass es keine Unterstützung bei Kaution und Möbeln gibt, da Khaled schon mehrmals umgezogen ist, wäre alles gut gewesen. Für uns beide.
Wieder mal ein tolles Beispiel aus der Praxis, wo wir sehen, wie wichtig es ist, darauf zu achten, wie eine Botschaft ankommen soll!
Biodeutsch war gestern
(Erlebnisse zweier Elkes) 11.07.
Teams werden immer internationaler. Egal, ob in Wirtschaft oder im Gesundheitssystem.
Multikulti ist Gang und Gäbe. Auch im Restaurant, wo Khaled seine Ausbildung macht, gibt es mehrere Nationen, obwohl das Team aus nur 5 Leuten besteht.
Allen ist klar: wir brauchen Fachkräfte aus dem Ausland.
Na klar, das macht das Miteinander nicht leichter. Alle müssen sich aufeinander einstellen. Oft nervt das und der Vorteil von Diversität bleibt auf der Strecke.
Ich habe oft den Eindruck, dass wir uns nicht richtig klar machen, was Integration für alle Beteiligten wirklich bedeutet. Unterschiede sind selbstverständlich und müssen als sinnvoll akzeptiert werden.
Statt Fachkräfte müssen wir die Menschen sehen. Wohlfühlen und Vertrauen spielen die Hauptrolle – nicht funktionieren müssen.
Elke Müller gibt Trainings dazu, wie Unterschiede sinnvoll genutzt werden.
Sie zeigt auf, was ein Team davon hat, wenn es bunt zusammengewürfelt, wenn es divers ist?
Unsere Haltung: Diversität und Interkulturalität ist ein must have!
Im Podcast spricht Elke über ihre Trainings zur interkulturellen Zusammenarbeit. Sie hilft ihren Auftraggebern dabei, zu erkennen, warum internationale Kräfte das Unternehmen verlassen, und deckt auf, woran es liegt, und welche Maßnahmen helfen.
Die Basis ist “Awareness”: das Bewusstsein, dass interkulturelle Kompetenz gebraucht wird.
Ein Auftraggeber sagte ihr letztens schon am ersten Trainingstag: “Hätte ich das vorher gewusst, hätte ich einige meiner Mitarbeiter:innen halten können.”
Wieder eine Parallele zu Kommunikation und Konfliktmanagement. Hier zu investieren und zu lernen bringt dir am Ende so viel mehr Gewinn!
Für Konfliktlösung gibt es natürlich auch in der interkulturellen Zusammenarbeit Rezepte.
Sie basieren darauf,
- dass alle Menschen gemocht werden wollen. Immer!
- dass wir zur Gemeinschaft dazu gehören und integriert sein wollen.
- dass wir gerne gefragt werden und unsere Meinung sagen wollen.
Vera F. Birkenbihl beschreibt das super in ihrem Inselmodell.
Das Inselmodell von Vera F. Birkenbihl benutze ich in all meinen Trainings.
Es beschreibt so einfach und klar, wie wichtig die Beziehungsebene bei der Kommunikation ist.
Sie sagt, Kommunikation ist so, als wenn jeder Mensch auf seiner eigenen kleinen Insel lebt. Mit seinem Köfferchen voll an Werten, Meinungen, Bedürfnissen und Wünschen.
Je näher sich die Inseln sind, desto einfacher die Kommunikation. Wenn die Inseln weiter weg sind musst du vielleicht eine Brücke bauen. Das dauert zwar etwas, führt aber dazu, dass Kommunikation möglich ist.
In unserem Podcast erläutern Elke und ich am Praxisbeispiel, wie du Schritt für Schritt ein Kommunikationsproblem lösen kannst.
Wir sprechen über die Unterschiede in der Kultur und was uns Menschen verbindet.
Und darüber, was du zum Beispiel zu jemanden aus Brasilien sagst, um die Zusammenarbeit zu verbessern.
Hör sie dir an, Episode 11 von Müller & Schulz – Podcast mit Haltung
1-2-3 mit den richtigen Worten mehr erreichen! 🤩
- worauf es beim Gespräch ankommt
- wie du dich so vorbereitest, das nix aus dem Ruder läuft,
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