Vertrauen ist die Basis – Motivierend führen als Mentorin!
Seit 2015 betreue ich einen jungen Mann aus Syrien. Khaled.
Er kam ohne Familie allein durch die Türkei nach Deutschland. Damals war er 16 Jahre alt und kannte weder die Kultur, noch konnte er deutsch oder englisch sprechen.
Wir kamen über ein Mentoring-Projekt des Werk für Berufliche Bildung und Weiterentwicklung in Esslingen, wo ich seit 2011 ehrenamtlich tätig bin, zusammen. Das ist einer der Vorteile, die mir meine Selbstständigkeit mit der Kommunikationskochschule bringt.
Ich wurde damals gefragt: kannst du dir vorstellen, auch Geflüchtete zu betreuen?
Ehrlich gesagt, hatte ich absolut keine Ahnung. Ich wusste überhaupt nicht, was ich als Mentorin so tun soll. Was mich überhaupt erwartet. Ich musste ja davon ausgehen, dass er traumatisiert ist. Trotzdem solltest du eine Entscheidung fällen. Ich hab ok gesagt und gedacht, ich versuch’s einfach mal.
Seitdem sind Khaled und ich zusammen. Mal intensiver, mal weniger.
Er hat hier seinen Hauptschulabschluss gemacht und ist erwachsen geworden. Seit 2021 macht er eine Ausbildung zum Koch.
In den letzten drei Jahren ist unser Miteinander intensiver geworden. Wir sind zusammen gewachsen. Und das meine ich in beiderlei Hinsicht: zusammengewachsen und zusammen gewachsen.
Eine Geschichte, die mich besonders bewegt hat, ist im letzten Jahr passiert. Darüber erzähle ich jetzt.
Wenn alles den Bach runtergeht
Ende März ging gefühlt alles bei Khaled den Bach runter.
Er hatte zum zweitenmal innerhalb von 3 Monaten gekündigt und war einfach abgetaucht.
Warum? Zuvor war seine Mutter gestorben. Er hatte sie 7 Jahre nicht gesehen, konnte sich nicht verabschieden und nicht mal zur Beerdigung gehen. Er war verzweifelt, unsagbar traurig 😞😞 und konnte nicht mehr klar denken.
Da hat er erstmal alles hingeschmissen.
Kannst du verstehen, oder?
Ich konnte ihn nicht mehr erreichen und war ebenfalls verzweifelt. Er wollte zurück nach Syrien. Das hätte bedeutet, er hätte nicht wieder zurückkommen können. Alles, was wir zusammen aufgebaut haben, wäre vorbei gewesen. Das hat mir fast das Herz gebrochen.
Nach 10 Tagen hat er erstmals auf meine regelmäßigen Grüße per WhatsApp geantwortet. Ich war total erleichtert. Er war also noch da.
Ich hatte Angst, ihn nie mehr wiederzusehen, dass es ihm in seiner Heimat schlecht geht und er in den Krieg ziehen müsste. Furchtbar. Mir wurde erst dadurch klar, wie sehr er mir ans ❤️ gewachsen ist.
Was haben wir es einfach unglaublich gut hier. Das ist übrigens ein Punkt, den ich durch Khaled viel mehr schätzen gelernt habe.
Als wir uns das erste mal wieder getroffen haben, haben wir einen Rückblick mit gründlicher Bestandsaufnahme gemacht. Wir haben auch reflektiert, wie seine Zukunft aussehen soll.
Unser erstes Treffen nach Khaleds Rückzug. Die Sonne scheint bei unserer Bestandsaufnahme auf der Dachterrasse
Dabei ist ja dann auch rausgekommen, dass er wieder beim früheren Arbeitgeber anfangen möchte. Das hat geklappt. Seit Mitte April 2022 arbeitet er wieder dort.
Ich kann dir sagen, da war das ein oder andere Klärungsgespräch nötig 😅.
Seit April haben wir die Ärmel hochgekrempelt:
- und gefühlt 80.000 mal mit dem Jobcenter korrespondiert, um die erforderlichen Anträge richtig zu stellen (die sind auch angekommen und teilweise bewilligt, bis auf einen. Deshalb hat er noch immer keine adäquate Wohnung)
- Wohnungen angefragt und eine gemeinsam besichtigt
- den Vodafone-Vertrag (75,- Euro/Monat) gerade noch rechtzeitig gekündigt,
- das Konto in ein kostenloses Azubi-Konto umgewandelt
- mit Finanzamt und Steuerberatung kommuniziert, damit er wieder in die die richtige Steuerklasse kommt (da war ein Versehen passiert)
- Missverständnisse wegen ungerechtfertigter Kaution-Forderungen geklärt
- erneut die Zulassung für seine Online-Lohnabrechnung erreicht (viel hin und her)
- seine Luftprobleme abgeklärt (Hausarzt, HNO, OP-Termin ist Ende Juni)
- und uns einfach als wahre Kommunikations-Profis hervor getan 😅
Eine Hausaufgabe war, das kostenpflichtige Konto in ein gebührenfreies umzuwandeln und online Banking einzurichten.
Wie überzeugst du dein Kreditinstitut?
Khaled hat seit 2018 ein Konto bei seinem Kreditinstitut und blöderweise die kostenpflichtige Variante bekommen. Wie es dazu kam, weiß ich nicht. Eigentlich hätten Betreuer das mit ihm eröffnen sollen.
Auf jeden Fall hab ich mich all die Jahre nicht darum gekümmert. Wir hatten auch noch andere Baustellen.
Jetzt kam aber so viel zusammen, da haben wir uns ans “Großreinemachen” machen müssen.
Also ab zum Kreditinstitut.
Und da es sich von Mensch zu Mensch besser spricht … auf zur nächstgelegenen Niederlassung.
Hier wollte ich zeigen, wie leer es ist. Kein Schalter besetzt. Kein Mensch in Sicht. Du weißt nicht, wann jemand zu dir kommt.
Am Empfang drehte uns die freie Mitarbeiterin ostentativ den Rücken zu und unterhielt sich mit dem Kollegen über Müll. Das hab ich mir ein paar Minuten angehört (ich gebe zu, es waren nur wenige 🤨) und dann mal die Aufmerksamkeit auf uns gelenkt. Kam nicht so gut. 😈
Nach längerer Wartezeit, weil kein Schalter besetzt war, wurde meine Stimmung nicht besser.
Du musst wissen, ich bin ungeduldig.
Als uns die Dame dann direkt sagte, wir müssen zu einer anderen Niederlassung (die hatte aber gerade geschlossen), ließ ich mir den Filialleiter kommen.
Khaled stand die ganze Zeit entspannt dabei und hat unseren Dialog verfolgt. 😅
Das Gespräch mit dem Chef des Hauses lief nicht besser. Im Gegenteil. Wutentbrannt und unverrichteter Dinge rauschte ich (mit Khaled im Schlepptau) aus dem Haus.
Khaled hat mir etwas später mehrere WhatsApp-Nachrichten geschickt: ich soll ihm versprechen, nicht mehr so wütend zu sein. Das täte mir nicht gut. 🤣😂.
Am nächsten Tag ist Khaled allein zur Filiale und seiner Ansprechpartnerin. Die war auch da, hat sich mit ihm unterhalten und ihm einen Termin gegeben. Für in einer Woche.
Wir waren zufällig zusammen bei einer Wohnungsbesichtigung, und ich wollte es sofort wissen.
Also hab ich aus dem Auto angerufen (bin dabei geblitzt worden – 15,- Euro 😂) und war sehr nett. Daraufhin durften wir den Termin sofort wahrnehmen.
Du siehst: mit Freundlichkeit kommt man weiter.
In der Filiale war ich deshalb besonders freundlich. Man war auch gleich bereit, das Konto direkt umzustellen und Online Banking einzurichten.
Das Ganze hat knapp 45 Minuten gedauert. Hat mir auch ein wenig die Stimmung verhagelt.
Jetzt also noch die Kontoauszüge. Das war ja der Hauptgrund für die Hektik.
Und da hieß es: geht nicht. Konto ist überzogen. Die Originalbelege wären (kostenpflichtig in Papierform) zu ihm nach Hause geschickt worden und ein Duplikat kostet 1,- Euro pro Blatt.
Wenn das Konto überzogen ist, geht’s halt nicht.
Mittlerweile war ich frustriert, genervt, sauer ob dieser aufwändigen Prozesse und wütend.
Trotzdem hab ich mich einigermaßen unter Kontrolle gehabt. Der Vortag (und was immer predige: “wertschätzend kommunizieren” 😇) wirkte noch nach.
Khaleds Wunsch entsprechend hab ich mich auch tatsächlich viel weniger aufgeregt. Ich hab 50,- Euro eingezahlt und gegen Gebühr haben wir die Auszüge bekommen.
Ich sagte dann noch, dass man ihm seine unnötig gezahlten Gebühren seit Sommer 2018 erstatten solle. Der Filialleiter entschied: “das geht maximal für die letzten 3 Monate, mehr übersteigt meine Kompetenzen.” Seine Kompetenzen lägen dann im Rahmen von ca. 20,- Euro.
Wir sind gegangen, aber ich war natürlich noch nicht fertig. Sowas grummelt bei mir nach.
Ich hab mich hingesetzt und ein Schreiben mit den 4 Schritten der GFK geschrieben. Verhandlungstechnisch sollst du ja immer noch “ne Schippe drauflegen”. Hab ich gemacht und um Erstattung von 500,- Euro gebeten.
Nix passiert.
Nach 10 Tagen hab ich einen freundlichen Reminder geschickt, gefragt, ob das Schreiben angekommen ist und um Info zu den nächsten Schritten gebeten.
Und jetzt kommt’s.
Khaleds Beraterin hat am Folgetag angerufen und mir mitgeteilt, dass die Gebühren für den gesamten Zeitraum in Höhe von ca. 350,- Euro erstattet werden. Ich hätte einen sehr schönen und emotionalen Brief geschrieben, und da hätte ihre Kollegen ein Auge zugedrückt.
JUCHHUUUUU 🥳! Oder? Bin ich ein Genie, oder bin ich ein Genie 🤩😉?
Meine Bitte am Schluss des Briefes (nachdem ich Khaled mit seiner Geschichte als Mensch dargestellt und klar aufgegliedert hatte, wie ich zu dem Betrag gekommen bin) bat ich, ein Beispiel zu geben. Ein Beispiel, dass auch ein Kreditinstitut menschlich sein kann.
Ich sagte explizit auch, ich wüsste, wir hätten kein Recht, aber ich fände es großzügig.
Das Schreiben habe ich nach den 4 Schritten der GFK formuliert. Du siehst den Auszug mit Gefühl, Bedürfnis und Bitte plus die Antwort der zuständigen Bearbeiterin vom Qualitätsmanagement des Kreditinstituts.
Was mich am meisten freut: es hat wieder mal funktioniert. Und ist ein Beweis, dass überall Menschen sitzen. Manchmal erwischt du die Richtigen 🤩. Lass es drauf ankommen und versuche es.
Das bringt dir Kommunikationskompetenz
Dieser Brief hat mich ca. 30 Minuten gekostet. Vielleicht auch etwas mehr. Sowas kannst du auch. Das kann jeder Mensch lernen, wie laufen, Auto fahren oder kochen 😉.
Waren diese 30 Minuten von mir nicht gut investiert?
Wir waren erfolgreich, obwohl es vorher nicht funktioniert hat.
Das zeigt: einfach nochmal versuchen. Und anders rangehen.
Es ging nicht allein um’s Geld. Das Gefühl, mit deinen Argumenten durchzukommen, ist grandios. Es macht dich stärker und lässt dich wachsen. Denn du hast niemanden “über den Tisch gezogen” oder hintergangen, sondern du hast überzeugt.
Ich freue mich so, dass Khaled das von mir lernen kann.
Das hat uns ein weiteres Stück zusammengeschweißt.Immer wieder sehe ich, was Khaled und mir Kommunikations- und Konfliktkompetenz bringt.
Das ist genau das, wofür ich brenne. Anderen helfen, sich zu positionieren. Die eigenen Bedürfnisse und Ziele zu erkennen, zu formulieren und zu erreichen. Gut verhandeln, akzeptiert werden, und Ziele erreichen.🎯
Das macht dich entspannter und zufriedener.
Wenn du das auch willst, melde dich bei mir.
Und schau mal direkt hier rein, zu meinen Onlinekurs: Motivierend führen mit R.E.Z.E.P.T.
Da nehme ich 2x pro Jahr maximal 15 Menschen mit in die “Kommunikationskochschule” und begleite sie 12 Wochen. Die kleine, feine Gruppe bekommt Rezepte und Anleitungen:
- um die eigenen Stärken zu erkennen und auszubauen,
- auf Augenhöhe zu kommunizieren und Konflikte zu managen,
- motivierend zu führen und Vertrauen im Team zu schaffen,
- zu verhandeln, sich zu positionieren und einfach das Leben leichter zu machen.
Denkst du, “das hört sich alles klasse an und irgendwie will ich das auch”?
Der nächste Kurs startet übrigens am 14.03.2023.
Willst du dabei sein? Melde dich per Mail hier!
Ich gebe dir eine Kostprobe und beantworte all deine Fragen. So kannst du dir gut ein Bild machen, ob es für dich passt und kaufst “keine Katze im Sack” 😺💰.
Oder, du machst gleich Nägel mit Köpfen und bist dabei am 14.03.:
Ich fänd’s super, denn ich glaube, bewusst und wertschätzend zu kommunizieren können wir nicht früh genug lernen.
Grüße aus der Kommunikationskochschule
Deine Elke 🧑🏻🍳
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