Immer wieder fragen mich Führungskräfte: wie kriege ich als Vorgesetzte:r Teamkonflikte in den Griff? Muss ich die eigentlich nicht selbst lösen können?

Quatsch!

Sicher: du bist schon für die Stimmung und Zusammenarbeit im Team verantwortlich. Du musst das Problem aber nicht unbedingt selbst lösen können. Das ist wie im Gesundheitswesen. Wenn du im Labor oder der Funktionsdiagnostik arbeitest, bist du ja schließlich auch nur für deinen Teil bei der Befunderstellung verantwortlich. 

Was dann mit den Patienten passiert und wie sie behandelt werden: das ist nicht dein Bier. 

Ich geb dir mal ein paar Infos, was hinter Teamkonflikten steckt. Und viele Gründe – warum sich eine Konfliktkultur im Leben lohnt. 

Um ein bisschen Licht in die Berechnung von Konfliktkosten zu bringen – und dich zu motivieren, zu handeln, hab ich diesen Artikel geschrieben.
Mein Statement dabei: es lohnt sich immer, Konfliktmanagement und eine passende Konfliktkultur aufzubauen. 

 

Welchen Schaden richtet ein Konflikt wirklich an?

Hast du dir eigentlich schonmal ernsthaft Gedanken darüber gemacht, was ein Konflikt dich wirklich kostet? 
Was es für dich, jedes Teammitglied und deine Arbeitgeber bedeutet? Was genau geht eigentlich kaputt? Das kann alles Möglich sein, wie: 

  • Freundschaften, Ehen oder Partnerschaften
  • gute Arbeitsverhältnisse
  • Effizienz bei der Zusammenarbeit
  • Freude, die verloren geht.

Es ist wichtig zu erkennen, wieviel Energie du und alle Beteiligten in einen Konflikt investieren. Das macht dir klar, warum es sich lohnt, daran zu arbeiten. 

Konflikte sind natürlich nicht nur schlecht. Sie sind oft der Motor für Veränderung. Ohne meine Konflikte am Arbeitsplatz hätte ich mich vor 12 Jahren sicher nicht selbstständig gemacht. Heute kann ich dir gar nicht sagen wie froh ich bin, dass es genauso gelaufen ist – es hätte allerdings besonders für meinen Arbeitgeber wesentlich günstiger laufen können. Damals wurde umstrukturiert und ich fühlte mich übergangen und betrogen. Meine Einigungsvorschläge wurden abgelehnt. Für mich wurde klar: ich habe hier keine Zukunft.

Für meinen Arbeitgeber sind dadurch Kosten entstanden. Zum Beispiel für:

  • Anwaltskosten,
  • Ausgleichszahlungen an mich
  • andere Zugeständnisse. Ich durfte zum Beispiel ein ganzes Jahr meinen Firmenwagen behalten – und musste nicht mal den Sprit zahlen. 

Bei solch offensichtlichen Ausgaben sind die Konfliktkosten leicht zuzuordnen. Was ist aber mit Ärger, Zeitverschwendung, Krankheit und Wissensverlust? 

Das zeig ich dir jetzt. 

Essenz & Fazit:

Sich genau anzuschauen, welche Konsequenzen Konflikte wirklich haben, lohnt sich. Nur so kannst du sie in Zukunft vermeiden und jedes Jahr richtig viel Geld sparen. Vom Ärger mal ganz abgesehen. 

 Konfliktdynamik – der typische Start

Ich geb dir mal ein klassisches Beispiel. So könnte sich eine Konfliktsituation entwickeln.

Stell dir vor, du bist die Teamleitung. Es wird ein neues Gerät oder System in der Abteilung angeschafft – das gibt jede Menge Stress. Du hast dich mit deinem Team zusammengesetzt und Ideen für die Umsetzung gesammelt.

Die willst du deiner Chefin mitteilen und wissen, was sie davon hält. Du machst einen Termin aus. Sie hat zwar nicht viel Zeit, stimmt aber zu. 

Jeder von euch hat andere Ziele und ist in einer anderen Situation. Eure Sichtweisen sind unterschiedlich. Das könnte so aussehen:  

Gesprächsablauf aus deiner Perspektive

  • zu Beginn eures Termins sagt sie gleich, dass sie nicht viel Zeit hat
  • das setzt dich ein bisschen unter Druck – du versuchst, eure ganzen Ideen ruckzuck rauszuhauen und sparst dir die Details
  • du hast das Gefühl, sie ist nicht so richtig bei der Sache und bist unangenehm überrascht – Begeisterung sieht anders aus
  • du bist enttäuscht – schließlich habt ihr euch alle Gedanken gemacht und du findest ein paar eurer Vorschläge richtig klasse
  • so langsam wirst du auch sauer – was sollst du deinem Team sagen? Die warten schließlich auf Antwort

Ein wirkliches Ergebnis hat dir euer Gespräch nicht gebracht. Du konntest zwar eure Teaminitiative rüberbringen, aber eine Entscheidung ist nicht gefallen. Du beschließt, den anderen zu sagen, dass sie noch etwas Zeit braucht – weil sie grad (wie immer 😏) unter Druck war. Jetzt wartest du – auf ihre Antwort und wofür sie sich entschieden hat. 

So geht die Zeit ins Land – sie ist viel unterwegs oder in Besprechungen. Du versuchst, sie ein paarmal abzufangen. Klappt aber nicht. Mitglieder aus deinem Team sprechen dich ab und zu an. Immer wieder vertröstest du sie und fühlst dich übergangen und unfähig – weil du immer noch keine Antwort geben kannst. Das wirkt sich auch negativ auf die ganze Stimmung im Team aus. 

Wenn es öfter so zwischen euch läuft, bleiben viele Dinge unausgesprochen. Unangenehme Erlebnisse häufen sich an – die Stimmung wird frostiger – ein Konflikt entsteht. 

Gesprächsablauf aus Perspektive deiner Chefin: 

Du weißt gar nicht, was du zuerst machen sollst. Das neue System muss integriert werden und immer wieder kommen andere Aufgaben dazwischen. Immer mehr merkst du, die Planung ist zwischen Tür und Angel gelaufen. Es hätten noch viel mehr Details zwischen dem Anbieter und euch festgelegt werden müssen. 

  • jetzt kommt deine Teamleitung auf die zu und will ihre Ideen präsentieren
  • eigentlich seid ihr mit dem Prozess noch gar nicht so weit – du willst sie aber in ihrer Euphorie nicht bremsen und zwackst (wieder mal 😏) Zeit für ein Gespräch ab
  • als sie kommt, sagst du ihr gleich, dass du so viel Zeit nicht hast – offensichtlich wollte sie dir viel mehr Hintergrundinfos geben. Dafür hast du jetzt keinen Kopf. 
  • am Schluss weißt du ehrlich gesagt gar nicht genau, was sie jetzt eigentlich von dir wollte
  • du sagst was Allgemeinen wie: klasse, das ihr mitgedacht habt und legst die Sache ad acta
  • direkt nach dem Gespräch kommt wieder ein neues Problem und ganz schnell hast du vergessen – was eigentlich genau war

Nach ein paar Tagen spricht dich deine Teamleitung an – sie ist sichtlich genervt. Du fällst aus allen Wolken und weißt gar nicht, was sie jetzt hat. 
Dafür hast du aber jetzt wirklich keine Zeit und so eine Art und Weise lässt du dir auch nicht gefallen. 

Wenn du sie in den nächsten Tagen siehst – hast du eigentlich keine Lust drauf: es wird kälter zwischen euch.

Sowas in der Art kennst du doch bestimmt auch, oder?

Friedrich Glasl hat in seinen 9 Konfliktstufen beschrieben, was passiert, wenn wir Konflikte komplett unbearbeitet lassen. Sie lösen sich nie von allein.

Würdet ihr über die Situation reden und ein (noch ganz einfaches) und vorbeugendes Konfliktgespräch führen, könntet ihr ruckzuck erkennen: eigentlich handelt es sich um ein Missverständnis. Dadurch könntet ihr einen Konflikt vermeiden – und ganz viel Zeit sparen. Auch Ärgerzeit. 

Essenz & Fazit:

Konflikte entwickeln sich oft aus einer Kleinigkeit heraus. Wenn die dir nicht mehr aus dem Kopf geht, ist es ein Zeichen, dass es dich belastet. Dann sprich das Thema unbedingt an. Sonst kann es sein, dass immer mehr dazu kommt – so landest du ganz flott auf der Konfliktrutschbahn. 

Konfliktkosten – das kostet es wirklich

Außer so offensichtlichen Kosten, wie Anwälte und Abfindungen gehört ein ganz wichtiger Faktor dazu: unsere Zeit ⏰.

Da wir im Alltag meistens wenig Zeit haben, versuchen wir oft, Gesprächszeit zu sparen. Wir denken: es reicht aus, 1x was zu sagen oder ne Mail zu schreiben. Meine Mitarbeiter:innen verstehen es, wie ich es meine. 

Jetzt mal Hand auf’s Herz: du weißt doch selbst – so läuft das nicht, oder? Aus jahrelanger Erfahrung mit allen möglichen Menschen. Trotzdem machen sich die meisten Menschen – vor allem Führungskräfte vor, es ginge auch mit ganz wenig, oder sogar ohne Kommunikation. 

Falsch! Denn dadurch:

  • kommt es immer wieder zu Missverständnissen
  • müssen Wogen geglättet, Aufgaben korrigiert und umgeplant werden
  • sind irgendwann immer mehr Menschen am Konflikt beteiligt
  • wird am Ende viel mehr gesprochen, als ursprünglich gedacht
  • gibt es Gerede und schlechte Stimmung im Team

Um Konfliktkosten mal genauer unter die Lupe zu nehmen, hat die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG in den Jahren 2009 und 2012 dazu 2 Studien in deutschen Unternehmen durchgeführt.

Als Grundlage haben sie diese 6 Hypothesen aufgestellt:

  1. Menschen in Konfliktsituationen konzentrieren sich schlechter auf ihre Aufgaben,
  2. eine andauernder Konfliktlage führt zum Abwärtstrend in der Produktivität,
  3. Konflikte werden meistens toleriert oder hingenommen,
  4. oft wissen viele Menschen im Unternehmen um die Konflikte – und reden darüber
  5. über Konflikte zu reden und zu spekulieren kostet Zeit
  6. Mitarbeiterinnen, Mitarbeiter und Führungskräfte benötigen einen (nicht unwesentlichen) Teil ihrer Arbeitskraft, um sich um Konflikte zu kümmern

Kannst du den Statements 1 bis 6 oben aus eigener Erfahrung zustimmen? Dann schau mal, was dies Konfliktkosten so sind. Zum Beispiel: 

💰 Fehler im Prozess (Arbeitsabläufe klappen nicht richtig, Schnittstellenkommunikation hakelt)
💰 geringere Effizienz im Arbeitsablauf oder bei der Produktion
💰 entgangener Nutzen (Auftrag nicht erhalten oder Kunden verloren)
💰 Prozesskosten (Anwalt, Gericht)
💰 Fluktuation (Mitarbeiter:innen gehen, Personalagentur, Einarbeitung …)
💰 Wissensverlust (keine oder mangelhafte Übergabe, Einarbeitung)

Dabei ist übrigens egal, ob es sich um Industrieunternehmen, ein Krankenhaus oder eine Praxis handelt. Der Schaden kann enorm sein.

Große Überraschung: er wird oft gar nicht erkannt oder im Zusammenhang mit dem Konflikt gesehen. Schau dir mal das gigantische Einsparpotential der KPMG-Studienergebnisse an:

➔ pro befragtes Unternehmen, wurden Konfliktkosten zwischen mehreren 100.000 bis zu 3.000.000 Euro aufgedeckt
➔ Führungskräfte brauchen ca. 30 bis 50 % ihrer Wochenarbeitszeit, um sich direkt oder indirekt mit Konfliktthemen zu beschäftigen
➔ jede:r einzelne Mitarbeiter:innen braucht 10 bis 15 % der eigene Arbeitszeit für Konfliktbewältigung 

Konflikte hängen mit der Kommunikationsqualität zusammen. Die macht 25% des Unternehmensumsatzes aus.

Unternehmen, die eine gute Kommunikationsqualität haben, und ein effizientes Konfliktmanagement betreiben, sparen jedes Jahr 25% der Gesamtkosten.

Führungskräfte, die Konflikte unbearbeitet lassen oder negieren, schädigen ihr Unternehmen grob fahrlässig.
 

Wenn du dir mal genauer ansehen willst, wo du gerade im Konfliktfall stehst, hab ich einen tollen Tipp für dich. Den Konfliktkostenrechner von Doktor Oliver Ahrens. Er ist, genau wie ich, Wirtschaftsmediator:in und hat dieses super hilfreiche Instrument konzipiert. 

Essenz & Fazit:

Konflikte können richtig viel Geld kosten. Außerdem schaden sie der Gesundheit – zumindest, wenn du sie nicht ansprichst und versucht, sie zu lösen. Rechne mal nach, wieviel Zeit du für einen Konflikt verbrauchst, wer noch beteiligt ist. Und dann entscheide, ob auch bei dir im Krankenhaus oder der Praxis nicht richtig viel Einsparpotentail liegt.

3 Tipps für Führungskräfte bei Teamkonflikten 

Die Hauptaufgabe einer Führungskraft ist Teamentwicklung für jedes einzelne Teammitglied. Wenn es Konflikte im Team gibt, mach es so: 

  1. ernst nehmen und NICHT unter den Teppich kehren
  2. versuchen, herauszufinden, was bei beiden Parteien dahintersteckt
  3. wenn das nicht geht – Hilfe holen 

Hilfe kann zum Beispiel jemand geben, dem beide Konfliktparteien vertrauen. Ihr macht 1-3 Gespräche und einigt euch. Wenn das nicht ausreicht, denk mal über eine Mediation nach.

Ich beobachte leider viel zu oft, dass Führungskräfte denken – ist doch gar nicht so schlimm. Dafür hab ich jetzt keine Zeit. Das wird sich schon wieder von allein einrenken. 

Sie warten ab und machen dadurch alles schlimmer. 

Essenz & Fazit:

Konflikte lösen sich nicht von allein. Je eher du sie ansprichst, desto einfacher gelingt die Lösung. Hol dir jemand ins Haus, der das für dich macht – und widme dich deinen eigentlichen Aufgaben. Jeder gelöste Konflikt macht dich sicherer und stärkt den Zusammenhalt im Team.

Für den Bereich Gesundheitswesen, zum Beispiel im Krankenhaus oder in Arztpraxen, kann ich dir weiterhelfen. Entweder online oder bei meinem Powerpräsenztag – Konflikte mit Pfiff managen im Oktober diesen Jahres. 

Diese Art von Tagesworkshop hab ich so noch nie durchgeführt und mache das, weil der Bedarf riesig ist.

Seit Jahren unterrichte ich ja schon bei der MTAE in Esslingen bei der Weiterbildung medizinsicher Technologen. Da bin ich für: Psychologische Kommunikation und Führungskompetenz zuständig. Konfliktmanagement ist dabei natürlich immer ein großes Thema. 

Was die Leute besonders lieben: durch meine unzähligen Praxisbeispiele verstehen sie ganz genau, wie was läuft. So können sie die neuen Erkenntnisse in den eigenen Alltag übertragen – und wissen, was sie besser machen können. 

Das kriegst du auch hin – du musst es nur wollen. 

Infos zum Power-Präsenztag gibt’s hier

Kommunikationskochschule