Faktor Mensch & Guter Grund

von | Bewusste Kommunikation, Gutes Miteinander, Persönlich

Am letzten Wochenende begann wieder eines meiner Seminare für “Leitende Technologen in der Medizin”.

Ich starte da immer mit dem “Faktor Mensch”, denn in unserer Kommunikation spielt “menscheln” eine Hauptrolle.

Welche Werte, Meinungen und kulturellen Hintergrund haben wir? Wie wurden wir erzogen? Wie stehen wir zueinander? Mögen wir uns oder nicht?

Auch kam zur Sprache, was wir tun, wenn uns jemand so richtig auf den Zeiger geht. Wie grenzen wir uns ab und was ist erlaubt?

Ein wesentlicher Punkt ist unsere Haltung der ganzen Angelegenheit gegenüber.
An der kann ich etwas ändern und das ist entscheidend für meine Reaktion. Als Beispiel habe ich den guten Grund vorgestellt.

Außerdem habe ich mich wieder erinnert, wie das war, als ich neu in eine Führungsposition kam. Ganz schön aufregend war das, und vieles würde ich heute anders machen. 🤓

Der “gute Grund”

Dieser Begriff kommt aus der Trauma-Psychologie und besagt:
Wenn ein Mensch etwas tut, gibt es IMMER einen guten Grund dafür.

  • Wenn ein Kind schreit und um sich schlägt.
  • Wenn dich jemand anbrüllt
  • Wenn sich jemand zurückzieht und dich ignoriert

Das heißt nicht, dass du mit dem Verhalten einverstanden sein und es tolerieren sollst. Den guten Grund zu berücksichtigen hilft dir aber eventuell, geduldiger und verständnisvoller zu sein.

Mir hat es schon oft geholfen, Verhaltensweisen, mit denen ich nicht einverstanden war, nicht persönlich zu nehmen. Oder auch mal mit einem Schulterzucken zu reagieren, auch wenn ich mir das anderes gewünscht hätte.

Zum Beispiel, als ich 2021 meine eigene Facebook-Gruppe für MTA’s (heute Medizinische Technologen in der Medizin) aufmachte. Innerhalb von ein paar Tagen hatte ich knapp 200 Mitglieder. Ich war super aktiv, habe ganz viel Input gegeben und versucht, Interaktion anzuregen. Ich habe fast täglich:

  • Fragen gestellt,
  • Antworten gegeben und Gedanken geteilt
  • Informationen eingestellt
  • regelmäßige Zoom-Lives abgehalten,
  • und versucht, jede Menge kommunikative Hilfe zu geben.

Immer wieder wurde mir gesagt: “Elke, das ist toll, was du da machst”. Auf Dauer hatte ich trotzdemdas Gefühl, ich gebe nur rein in die Gruppe und bekomme 0 Reaktion zurück.

Erst als ich einzelne Mitglieder angesprochen habe, bekam ich Antworten. Hinter jeder steckte ein guter Grund. Manchmal sogar regelrechte Schicksalsschläge.

Das hat mir geholfen, zu verstehen, zu akzeptieren und weiterzumachen. Mir wurde wieder klar, was alles hinter dem Faktor Mensch steckt.

Plakat mit der Überschrift Faktor Mensch und Headlines wie Moral & Ethik, Werte, Diversität, Kulturmerkmale, Diskriminierung und Bedürfnisse.Meine Visualisierung mit einem Überblick, was alles zum Faktor Mensch gehört, was uns ausmacht und unser Verhalten steuert.

Auch wenn ich den guten Grund oft nicht kenne, hilft es, zu wissen, dass es ihn gibt. Wenn du ihn erfährst, bedeutet das, es ist Vertrauen im Spiel.

Vertrauen ist die Basis für ein gutes Miteinander.

Das kannst du tun, um Vertrauen aufzubauen und den guten Grund zu erkennen:

  • versuche, dich in andere Menschen hinein zu versetzen,
  • höre richtig zu und nimm dir die nötige Zeit dafür
  • lasse Freiraum und übe keinen Druck aus,
  • hinterfrage Meinungen (das gilt auch für dich: was denkst/möchtest du?),
  • lasse Diskussionen zu, auch kontroverse,
  • gestehe eigene Fehler ein und lasse allen die Chance, welche zu machen,
  • gebe zu, wenn du etwas nicht kannst und sage, “das weißt du sicher besser”

Wenn wir bei uns selbst anfangen, können wir immer etwas bewegen. Oft geht das sogar ganz schnell. Unser Umfeld bekommt das mit und so geben wir ein Beispiel. Im besten Fall sind wir Vorbild. Und motivieren andere, auch etwas zu ändern.

Du fühlst dich besser und sicherer. Dein Selbstvertrauen wächst und du wirst toleranter und gelassener. Probier es aus. Bei mir hat’s funktioniert.

Kein:e Meister:in vom Himmel gefallen

Mensch, war das aufregend damals. Ich bin als letzte Kollegin neu in das Team der Abteilung “Bakteriologie” gekommen und habe nach ein paar Jahren die Leitung übernommen.

Warum hat man mich ausgewählt?

Ehrlich gesagt kann ich das heute gar nicht mehr so genau sagen. Ist ja auch ein paar Jährchen (oder besser gesagt Jahrzehntchen) her 😉😅.

Vielleicht, weil ich schon einmal im gleichen Haus in der Virologie und in einem anderen Labor in der Immunologie gearbeitet habe. Oder, weil ich mehrmals in der Krankenpflegeschule unterrichtet habe.

Das “warum” habe ich damals gar nicht wirklich hinterfragt, sondern mich ganz meinen Gefühlen hingegeben. Da waren Aufregung, Stolz, Freude und auch Ängste.

An meine Anfangsschwierigkeiten kann ich mich auch noch sehr gut erinnern.

😟 Plötzlich fühlte ich mich wie auf dem Prüfstand. Von Kolleg:innen und Vorgesetzten.
😟 Ich wollte alles richtig machen und das machte mich immer unsicherer.
😟 Ganz oft hatte ich den Eindruck, das hätten andere besser gemacht als ich.
😟 Sehr lange war ich unglücklich und unzufrieden.

Mein Umfeld hat mich wahrscheinlich gar nicht so sehr beäugt, wie ich es dachte. Aber für mich war das damals die Wahrheit. Und entsprechend habe ich mich verhalten.

Ich war total unter Druck, unsicher und angespannt. Das habe ich auch ausgestrahlt und war alles andere als locker. Ich hatte Angst, Fehler zu machen und mir fehlte jemand, der mir klar machte, dass Fehler dazu gehören. Dass sie sogar gut und notwendig sind.

Mein Verhalten bekam ich natürlich gespiegelt.

Meine Entscheidungen wurden angezweifelt und hinterfragt. Das war für mich total anstrengend. Das Ergebnis: noch mehr Unsicherheit, Frust und Ärger.

Und dann hatte ich Glück 🍀🤗.

Damals kam eine neue Fachärztin für Mikrobiolgie zu uns: meine neue Chefin. Ich war gespannt und freute mich, dass wir “auf einer Wellenlänge” waren.

Sie wurde meine Mentorin, nahm mich an die Hand und zeigte mir, wie ich:

  • ein gutes Beispiel gebe,
  • mir und anderen Fehler erlaube und
  • mich vor meine Kolleg*innen stelle,
  • offene Ohren für die Belange andere habe,
  • lösungsorientiert denke und handle, und vor allem
    anderen vertrauen
  • trotz Führungsrolle Freude haben und gemeinsam feiern kann und
  • langsam wachsen, Fehler machen und optimieren der richtige Weg ist.

Zeichnung von Elke Schulz, Kommunikationskochschule. Die Zeichnung zeigt einen Fallschirmspringer, der mit Rotstift durchgestrichen ist und dem Text darum herum: es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen.Hier habe ich mich mal wieder künstlerisch betätigt und den Spruch:
es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen visualisiert.

Wenn ich heute Menschen in ähnlichen Situationen berate, weiß ich, warum ich damals so gestresst war. Ich kannte meine Rolle und meine genauen Aufgaben nicht, wollte aber unbedingt alles 100%ig richtig machen.

Und du weißt, was passiert, wenn man es allen, wirklich allen Recht machen will … man macht es keinem Recht. Vor allem sich selbst nicht 😔.

Am Ende gehst du dann jeden Tag gefrustet nach Hause und denkst, du kannst es nicht 😏.
Mit dieser echt miesen Ausstrahlung gehst du dann am nächsten Tag wieder zur Arbeit. Das kann einfach nix werden.

Eine Lösung kann sein, sich Hilfe zu holen. Damit zeigst du dass du stark bist 💪🏻.

Wenn es keine Hilfe innerhalb der Arbeitsstätte gibt, hol sie dir von außen. Hol dir eine Vertrauensperson die dich aufbaut, mit dir zum Beispiel solche Fragen klärt, wie:

  • Was genau ist meine Rolle und welche Aufgaben habe ich?
  • Warum glaube ich, besser sein zu müssen als andere?
  • Was passiert, wenn ich Fehler mache?
  • Wo will ich hin?
  • Was sind meine Stärken und wie baue ich sie aus?
  • Was sage ich wie, wann und in welchen Situationen?
  • Was muss mein Umfeld neu lernen?

Du merkst schon, das ganze Führungsthema hat was mit innerer Sicherheit und “Mut zur Lücke” zu tun. Mit Erkenntnissen und Haltung. Wir sind auf einem neuen Weg, den wir Schritt für Schritt gehen. Wir machen neue Erfahrungen, lernen dazu und werden sicherer.

Lernen tun übrigens alle Seiten. Du und dein Umfeld. Und deshalb braucht es Zeit.

Es ist normal und gut so, dass kein Meister oder keine Meisterin vom Himmel fällt. 

Zeitraffer letzte Woche:

1. Ich hab ne Mail ans Regierungspräsidium Stuttgart geschrieben 📮

Nach knapp 8 Jahren in Deutschland hat Khaled die Aufforderung der Ausländerbehörde Nürtingen bekommen, nach Berlin zur Palästinensischen Mission zu fahren und sich dort bestätigen zu lassen, dass er palästinensischer Staatsbürger ist.

Ich verstehe nicht, warum das erst jetzt passiert, und frage mich, ob es nicht einfacher geht. Mal schauen, wie die Antwort aussieht. 🤔😉

2. Episode 1 von Müller & Schulz: Podcast mit Haltung ist feddisch!!

Produziert, mit Intro und Outro versehen und geschnitten. Vom Technikexperten. 💃🚀

Uli sitzt am Computer. Er hat einen Kopfhörer auf und schneidet den ersten Podcast der Kommunikationskochschule.Der Chef der Technik bei der Arbeit. Episode 1 von Müller & Schulz: Podcast mit Haltung wird bearbeitet und geschnitten.

Dies ist das erste Projekt gemeinsam mit Uli. Noch macht er sowas am Wochenende, aber ab November steigt er voll ein und wird Geschäftspartner in der Kommunikationskochschule. Ich bin begeistert. 👩🏻‍🍳

3. Motivierend führen mit R.E.Z.E.P.T ist gestartet.

Die Teilnehmerinnen machen mir immer wieder total viel Freude.Es gibt doch nichts besseres, als mit Menschen zusammenzuarbeiten, die interessiert sind und sich weiterentwickeln wollen. Es ist wunderbar, zu sehen, wie die Kommunikationskompetenz steigt, Sichtweisen sich verändern und Erfolge erzielt werden.

Gestern war das 2. Live und wir haben besprochen, wie du mit Kolleg:innen umgehst, deren Verhalten dich belastet.

Was darf ich sagen und wie spreche ich an, was mir schon lange auf der Seele liegt? Kann ich das Verhalten anderer wirklich ändern? Und wie mache ich das?

Ich bin gespannt, was Katharina dazu erzählt. Sie wird es ausprobieren 💪🏻.

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Kommunikationskochschule